LyrikZeit ... die Spur von 

Markus P. Baumeler
Gedichte

Inhalt


Hände

Einen Augenblick lang
Hielt eine Frauenhand,
Sanft tröstend,
Sein Handgelenk umfasst,
Was für einige Tage
Seine Verzweiflung linderte
Und ihn für einmal ermutigte,
Mit der Faust
Auf den Tisch zu schlagen.

Und  schon hatte ihn
Der Trübsinn
Wieder fest im Griff.

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Phobie

Ich, ein schwarzes Nichts,
In kaltem
Schweiss gebadet.

Sprachlos, atemlos.

Todesangst.

Herzrasende Bleibrust.
Tödlicher Infarkt,
Diesmal mit Sicherheit.

Wieder nicht.

Erneut gestorben,
Ohne tot zu sein.

Wie oft noch?

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Frühwintermorgen

Erster Schnee.

Zuckerwiesen.

Am Hügelkamm
Ein Tannensaum
Voll weisser Hüte.

Himmelblau zwischen
Zarten Schleiern.

Licht ist
Und neue Luft.

Atemholen durch und durch.

Hand in Hand
Herz und Verstand.

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Trennung

Losgelassen ins Ungewisse,
Weil man etwas vermisse.
Mit dem Ziel,
Endlich frei zu sein.
Und fühlt sich nun ganz allein.

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Müd und klein

Heute ist’s, als führte
Etwas gegen mich Krieg.
Niemanden will ich sehen.
Nur allein sein im Schmerz.

Heute bin ich müd und klein.
Gestern bin ich stark gewesen.
Morgen werd’ ich’s
Wieder sein.

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Uns drücken die Herzen

Wir ahnen einen Klumpen im Kopf.
Wie ein Schwamm saugt er uns
Die Kraft aus den Gliedern,
Freude, Hoffnung, Mut aus der Seele
Und Licht aus den Augen.

Wir haben keinen Raum in der Brust
Und atmen zu kurz.
Uns drücken die grossen Herzen,
Die sich wund geliebt
Und nicht mehr lieb haben.

Die Angst im Nacken,
Die Angst im Bauch;
Sie macht bald Getriebene,
Bald Gelähmte aus uns.
Steif sind wir und langsam auch.

Wir halten nicht Schritt.
 Das macht uns verdächtig.
Wir verstecken uns vor Mensch und Sonne,
Und bräuchten sie mehr als alle Pillen,
Die wir uns in die trockenen Mäuler stopfen.

Man meint es gut mit uns,
Von Berufes wegen.
Dort dürfen wir sprechen.
Stundenweise.
Aber wir haben wenig zu sagen.

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Kerzenlicht

Allein der Sonne die Nacht unterliegt.
Aus ihr alles Licht, alle Wärme spriesst.
Nur sie manch finstern Geist besiegt,
Wenn sie die Erde mit Tag übergiesst.

Fern von Erhabenheit, Unendlichkeit,
Nein, zaghaft und scheu wirft es trunken
Seinen milden Schein um sich, nicht weit,
Und fesselt uns doch – in Stille versunken.

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Wie weiter?

Vergangenes bewältigen,
Das kaum Freiraum lässt
Für Gegenwart.

Alles ist eng.

Selbst für Verdrängen fehlt Platz.

In der Schwermut steht die Zeit still.

Gedanken, die öffnen,
Täten not.

Könnte ich
Mit mir gnädig sein,
Mich mitteilen,
Mir Gutes tun,

Ich wäre gegenwärtig.

Aber Wissen ist keine Macht.

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