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Alexander Xaver Gwerder
Thalwil/Schweiz (Zürich) 11.3.1923 - Arles 14.9.1952

Gedichte aus
Alexander Xaver Gwerder
Wenn ich nur wüsste, wer immer so schreit
Gesänge gegen die Masse
die blaue Reihe - orte-Verlag
Zürich 1978
  • eigentlich: Alexander Josef Gwerder
  • wenig Beachtung zu Lebzeiten
  • rege Brieffreundschaft mit Karl Krolow
  • Dieter Fringeli schrieb 1974 den Aufsatz:
    «Der Individualanarchist Alexander Xaver Gwerder»
    in: Dichter im Abseits. Artemis Verlag Zürich
die folgenden Gedichte aus:
Die roten Lieder aus
der brandschwarzen Stadt
1951/52
 Ich geh unter lauter Schatten

Was ist denn das für eine Zeit –
Die Wälder sind voll von Traumgetier.
Wenn ich nur wüsste, wer immer so schreit.
Weiss nicht einmal, ob es regnet oder schneit,
ob du erfrierst auf dem Weg zu mir –

Die Wälder sind voll von Traumgetier,
ich geh unter lauter Schatten –
Es sind Netze gespannt von dir zu mir,
und was sich drin fängt, ist nicht von hier,
ist, was wir längst vergessen hatten.

Wenn ich nur wüsste, wer immer so schreit?
Ich sucht' ihm ein wenig zu geben
von jenem stillen Trunk zu zweit,
voll Taumel und voll von Seligkeit
würd' ich den Becher ihm heben –

Weiss nicht einmal, ob es schneit oder regnet...
Sah die Sterne nicht mehr, seit ich dich verliess;
kenn den Weg nicht mehr, den du mir gesegnet
und zweifle sogar, ob du mir begegnet –
Wer war denn das, der mich gehen hiess?

Aber, du findest doch her zu mir – ?
Sieh, es wird Zeit, dass ich ende.
Die Wälder sind voll von Traumgetier
und ich darunter, bin nicht von hier...
Ich gäb alles, wenn ich dich fände!

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Erde und Himmel

Ich stehe am Ufer und male
Zeichen in den Sand.

Grauer, grauer Sand...

Ich tauche den Finger in des Blutes Schale
und ziehe die Zeichen lebendig nach –

Mein Herz liegt brach.

Ich sehe zum Himmel und schreibe
Verse mit fliegenden Wolken.

Weisse, weisse Wolken...

Aber wie sehr ich den Blick auch treibe,
ich komme mir selbst nicht mehr nach –

Mein Herz zerbrach.

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Ohne Worte

Dies ist die letzte Stunde. Oh, Glück!
Ich kann nicht erzählen, wie es ist,
mir fehlen endlich die Worte. Sag du's...

«Ich bin im Wald, muss nie mehr zurück
und spüre, wie mich die Welt vergisst –
Aber Worte – ? – Ich seh' nur noch Kronen –».

Ja – – wir werden an den Quellen wohnen.

...

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