Lebensdaten
11. Mai 1901
Rosalie Beatrice »Ruth« Scherzer in Czernowitz/Bukowina (Österreich)
als Kind
einer jüdischen Familie
geboren
1907 - 1919 Volksschule, Lyzeum Czernowitz und Wien
1919 Matura in Czernowitz
beginnt Studium der Literatur und Philosophie
1920
Tod es Vaters
Studienabbruch
1921
ausgewandert in die USA
(Minneapolis/St.Paul und Wiona)
mit Ignaz Ausländer, Hilfsredakteurin
beim "Westlichen Herold",
erste Gedichte im von ihr (bis 1927) redigierten Amerika-Herold-Kalender
Ende 1922 New York
ab 1923
Bankangestellte,
19. Oktober Heirat mit Ignaz Ausländer
1926 Staatsbürgerschaft der USA
Ende 1926 Trennung von Ignaz Ausländer
1927
ein Monat Berlin, 8 Monate Czernowitz (Pflege der kranken Mutter)
wieder New York
1926/27: Zyklus New York
überwindet das expressionistische Pathos des Frühwerks
zugunsten einer kühl-beherrschten Sprache der Neuen Sachlichkeit:
«Helles Herbstbild. Goldne Härten / um die Stadtkonturen. Schräger / Wind im
Farbenspiel der Gärten»
Thematisiert in (nicht mehr auffindbaren) Essays Ideen von Platon, Freud
und dem spinozistischen Philosophen Constantin Brunner
8. Mai 1930 Scheidung
1931 nach Czernowitz
(Rumänien) zurück: Pflege der kranke Mutter
lebt bis 1936 mit dem Graphologen Helios Hecht zusammen
1934 Abererkennung der amerikanischen Staatsbürgerschaft wegen dreijähriger Abwesenheit
ab 1936 meist in Bukarest, Arbeit in chemischer Fabrik
1939: Der Regenbogen, gefeierter Gedichtband, Restauflage auf Befehl der Nationalsozialisten eingestampft
bis 1940 als Redakteurin und Lehrerin für Englisch
1941 Besetzung von Czernowitz durch SS-Truppen
gemeinsam mit ihrer Mutter und dem Bruder
im Getto der Stadt gefangengesetzt
und darf nach Auflösung des Gettos die Stadt nicht verlassen
hier lebte sie drei Jahre lang, das letzte Jahr versteckt, um der Deportation zu entgehen.
Im Ghetto lernte sie auch Paul Celan kennen
(traf Celan 1957 in Paris wieder)
Celan bewegte sie zu einer radikalen Veränderung ihres lyrischen Stils:
statt klassisch-getragener Duktus, von Hölderlin und Trakl geprägt,
nun einer schnörkellose, musikalisch-rhythmischen Klarheit
Prägung durch die Erfahrung des Faschismus
aber auch die Verbindung zur Mutter und die zahlreichen Reisen
Literatur als Therapie im Ghetto
«Schreiben war Leben. Überleben»
1944 Frühjahr russische Truppen besetzen die Bukowina und befreien die jüdische Bevölkerung
1946 zog Ausländer psychisch und physisch äußerst mitgenommen
wieder nach New York
(bis
1956 schreibt sie nur noch auf englisch!)
1947 Tod der Mutter 73-jährig in Rumänien
1948 erneute amerikanische Staatsbürgerschaft,
doch New York mit deiner Hektik und dem ständigen Existenzkampf bleibt ihr
fremd,
ständiges Bewusstsein des Exils und Leiden am Verlust der Heimat
1950
- 1961
schlecht bezahlte Arbeit als Fremdsprachenkorrespondentin
bei der Speditionsfirma Freedman & Slater, New York,
ständiges Umziehen von einem möblierten Zimmer ins andere,
lebt nur bescheiden aus den Koffern
1965 Blinder Sommer, zweiter Gedichtband - enthusiastische Kritiken
1966
Übersiedelung als Überlebende des Grauens" nach Düsseldorf
dort lebte sie, unterbrochen durch Auslandsaufenthalte, bis zu ihrem Tod
In dieser Zeit erschienen die meisten ihrer
Publikationen:
36 Gerechte, 1967
Gesammelte
Gedichte, Noch ist Raum,
1976
Mutterland, 1978
Im Atemhaus wohnen, 1981, u. a.
Ab 1970 stand Ausländer das Nelly-Sachs-Haus der Düsseldorfer jüdischen Gemeinde zur Verfügung
Ich rede
von der brennenden Nacht
die gelöscht hat
der Pruth
von Trauerweiden
Blutbuchen
verstummtem Nachtigallsang
vom gelben Stern
auf dem wir
stündlich starben
in der Galgenzeit
nicht über Rosen
red ich
Fliegend
auf einer Luftschaukel
Europa Amerika Europa
ich
wohne nicht
ich lebe
erschienen 1976 in »Noch ist Raum«
1980 Gandersheimer Literaturpreis
1983
1984 Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
3. Januar 1988 nach zehnjähriger Bettlägrigkeit im Nelly-Sachs-Altenheim der jüdischen Gemeinde Düsseldorf gestorben
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