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Johann Wolfgang von Goethe
28.8.1749 Frankfurt - 22.3.1832 Weimar


Goethe
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Die besten Goethe-Links:

 

  • 1749 28. August: geboren in Frankfurt. Vater Johan Caspar Goethe, Mutter Katharina Elisabeth, geb. Textor.
  • 1765 Oktober bis 1768 Student in Leipzig. Liederbuch "Annette", "Laune des Verliebten" (Schäferspiel).
  • 1768/70 in Frankfurt.
  • 1770/71 März 1770 bis August 1771 in Straßburg: Besuche in Sesenheim. Liebe zu Friederike Brion. Erste Beschäftigung mit dem Faust-Stoff. Juristische Promotion zum "Lizentiaten der Rechte".
  • 1771/72 Kurze Anwaltspraxis in Frankfurt. Entstehung des Schauspiels "Götz von Berlichingen".
  • 1772 Mai bis September in Wetzlar: Bekanntschaft von Lotte Buff, verh. Kestner.
  • 1773/75 In Frankfurt: Farcen, Fastnachtspiele, Gedichte. Erste Beschäftigung mit Spinoza "Clavigo", Anfänge des Urfaust und "Egmont", "Werther". Verlobung mit Lili Schönemann. "Prometheus" (Drama), "Mahomet" (Dramatisches Fragment).
  • 1774 Die Leiden des jungen Werthers (Briefroman).
  • 1775 Mai bis Juli: Reise in die Schweiz. November: Ankunft in Weimar, auf Einladung des Herzogs Karl August. Beginn der Arbeit am "Egmont". Ende der Arbeit am "Urfaust".
  • 1776 Ernennung zum Mitglied des Geheimen Rates in Weimar. Verantwortlich für Bergbau in Illmenau. "Die Geschwister". Liebe zu Charlotte von Stein. Beginn von "Wilhelm Meisters theatralische Sendung".
  • 1777 November/Dezember: Harzreise.
  • 1779 Übernahme der Kriegs- und Wegebaukommission in Weimar. "Iphigenie" in Prosa. Sep. - Juni 1780: 2. Reise in die Schweiz.
  • 1780 Neufassung der "Iphigenie" in freien Rhythmen. "Tasso" (Prosafassung).
  • 1782 Übernahme der Finanzverwaltung in Weimar.
  • 1784 Anatomische Studien: Entdeckung des Zwischenkieferknochens.
  • 1785 Botanische und naturwissenschaftliche Studien.
  • 1786 September (bis Juni 1788): Reise nach Italien. Entfremdung von Frau von Stein. Arbeit an "Iphigenie", "Faust" und "Tasso".
  • 1788 Juni: Rückkehr nach Weimar. Entlassung aus allen Regierungsgeschäften außer Bergbau. Liebe zu Christiane Vulpius. Ende der Beziehung zu Frau von Stein.
  • 1788 September: Erstes Treffen mit Schiller in Rudolstadt. "Römische Elegien".
  • 1789 Juni: Bruch mit Frau von Stein. Dezember: Sohn August von Christiane Vulpius geboren.
  • 1790 Faust-Fragment erschienen (bei Göschen). Studien zur Farbenlehre. Reise nach Venedig. "Venezianische Epigramme". Studien zur Anatomie, Botanik, Optik. "Metamorphose der Pflanzen".
  • 1791 Übernahme der Leitung des Hoftheaters in Weimar.
  • 1792 Teilnahme am Feldzug in Frankreich gegen die französischen Revolutionstruppen: "Campagne in Frankreich". Erlebnis der Kanonade von Valmy. (... eine neue Epoche der Weltgeschichte ...).
  • 1793 Epos: "Reineke Fuchs". Revolutionskomödie: "Der Bürgergeneral". Arbeit an der Farbenlehre.
  • 1794 Beginn der Freundschaft mit Schiller.
  • 1795 "Die Horen", "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter". "Märchen".
  • 1796 "Xenien" mit Schiller. "Hermann und Dorothea".
  • 1797 Balladen. Reise nach Süddeutschland.
  • 1798 Zeitschrift: "Die Propyläen".
  • 1799 "Achilleis".
  • 1800 Helena-Akt des "Faust" (nach Ermunterung durch Schiller).
  • 1801 Erkrankung an Gesichtsrose. Arbeit am "Faust".
  • 1803 "Die natürliche Tochter". Bekanntschaft mit Wilhelmine Herzlieb.
  • 1804 Bekanntschaft mit Madame de Stäel. Umarbeitung des "Götz".
  • 1805 Tod Schillers.
  • 1806 Einquartierung napoleonischer Truppen in Weimar. Resolutes Eingreifen von Christiane Vulpius. Offizielle Heirat mit Goethe im Oktober. Faust I abgeschlossen.
  • 1807 Beginn "Wilhelm Meisters Wanderjahre".
  • 1808 Mißglückte Inszenierung des "Zerbrochenen Krugs" von Kleist. Begegnung mit Napoleon in Erfurt.
  • 1808 Druck von "Faust I".
  • 1809 Roman "Wahlverwandtschaften".
  • 1810 Farbenlehre.
  • 1811 Beginn der Autobiographie: "Aus meinem Leben: Dichtung und Wahrheit".
  • 1812 Begegnung mit Beethoven.
  • 1813 "West-östlicher Divan".
  • 1814 "Des Epimenides Erwachen". Liebe zu Marianne von Willemer.
  • 1815 Bekanntschaft mit dem Freiherrn von Stein. Zweite Gesamtausgabe von Goethes Werken in 12 Bänden.
  • 1816 Tod seiner Frau Christiane. "Dichtung und Wahrheit", 4. Teil begonnen.
  • 1817 Entlassung als Theaterleiter. Heirat seines Sohnes August mit Ottilie von Pogwisch.
  • 1819 Erste Aufführung von "Faust"-Szenen in Berlin.
  • 1821 "Wilhelm Meisters Wanderjahre", 1. Teil.
  • 1823 Kur in Marienbad in Böhmen: Liebe zur jungen Ulrike von Levetzow. "Marienbader Elegien".
  • 1825 Arbeit am "Faust II" wieder aufgenommen.
  • 1826 "Gesamtausgabe letzer Hand": bis 1831 40 Bände, 1833-42 weitere 20 Bände, darin als Bd. 1 "Faust II". "Novelle", "Der Mann von Fünfzig Jahren", "Wahlverwandtschaften" beendet.
  • 1827 Tod Charlotte von Steins. "Wanderjahre" fortgesetzt.
  • 1830 Tod des Sohnes August in Rom. "Faust II" fortgesetzt (2. Akt). "Dichtung und Wahrheit", 4. Teil vollendet.
  • 1831 Testament. Faust II abgeschlossen.
  • 1832 22. März: Tod Goethes in Weimar.

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Erlkönig

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du bang dein Gesicht? -
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif? -
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -

"Du liebes Kind, komm geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir;
Manch' bunte Blumen sind an dem Strand;
meine Mutter hat manch' gülden Gewand."

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? -
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind!
In dürren Blättern säuselt der Wind. -

"Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
meine Töchter sollen dich warten schön;
meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein."

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? -
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau;
Es scheinen die alten Weiden so grau. -

"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt." -
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! -

Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

up^
Prometheus

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst,
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus noch ein,
Kehrt ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Ubermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
meine Herrn und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht
Blütenträume reiften?

Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!

1774
Gedichte (Ausgabe letzter Hand 1827)
up^
in mehreren Phasen zwischen 1783 und 1823 entstanden Paria

Des Paria Gebet

Großer Brahma, Herr der Mächte,
Alles ist von deinem Samen,
Und so bist du der Gerechte!
Hast du denn allein die Brahmen,
Nur die Rajahs und die Reichen,
Hast du sie allein geschaffen?
Oder bist auch du's, der Affen
Werden ließ und unseresgleichen?

Edel sind wir nicht zu nennen:
Denn das Schlechte, das gehört uns,
Und was andre tödlich kennen,
Das alleine, das vermehrt uns.
Mag dies für die Menschen gelten,
Mögen sie uns doch verachten;
Aber du, du sollst uns achten,
Denn du könntest alle schelten.

Also, Herr, nach diesem Flehen,
Segne mich zu deinem Kinde;
Oder eines laß entstehen,
Das auch mich mit dir verbinde!
Denn du hast den Bajaderen
Eine Göttin selbst erhoben;
Auch wir andern, dich zu loben,
Wollen solch ein Wunder hören.

^up
Legende

Wasser holen geht die reine,
Schöne Frau des hohen Brahmen,
Des verehrten, fehlerlosen,
Ernstester Gerechtigkeit.
Täglich von dem heiligen Flusse
Holt sie köstlichstes Erquicken; -
Aber wo ist Krug und Eimer?
Sie bedarf derselben nicht.
Seligem Herzen, frommen Händen
Ballt sich die bewegte Welle
Herrlich zu kristallner Kugel;
Diese trägt sie, frohen Busens,
Reiner Sitte, holden Wandelns,
Vor den Gatten in das Haus.

Heute kommt die morgendliche
Im Gebet zu Ganges' Fluten,
Beugt sich zu der klaren Fläche -
Plötzlich überraschend spiegelt
Aus des höchsten Himmels Breiten
Über ihr vorübereilend
Allerlieblichste Gestalt
Hehren Jünglings, den des Gottes
Uranfänglich schönes Denken
Aus dem ew'gen Busen schuf;
Solchen schauend, fühlt ergriffen
Von verwirrenden Gefühlen
Sie das innere, tiefste Leben,

Will verharren in dem Anschaun,
Weist es weg, da kehrt es wieder,
Und verworren strebt sie flutwärts,
Mit unsichrer Hand zu schöpfen;
Aber ach! sie schöpft nicht mehr!
Denn des Wassers heilige Welle
Scheint zu fliehn, sich zu entfernen,
Sie erblickt nur hohler Wirbel
Grause Tiefen unter sich.

Arme sinken, Tritte straucheln,
Ists denn auch der Pfad nach Hause?
Soll sie zaudern? soll sie fliehen?
Will sie denken, wo Gedanke,
Rat und Hülfe gleich versagt? -
Und so tritt sie vor den Gatten;
Er erblickt sie, Blick ist Urteil,
Hohen Sinns ergreift das Schwert er,
Schleppt sie zu dem Totenhügel,
Wo Verbrecher büßend bluten.
Wüßte sie zu widerstreben?
Wüßte sie sich zu entschuld'gen,
Schuldig, keiner Schuld bewußt?

Und er kehrt mit blutigem Schwerte
Sinnend zu der stillen Wohnung;
Da entgegnet ihm der Sohn:
"Wessen Blut ist's? Vater! Vater!" -
"Der Verbrecherin!" - "Mitnichten!
Denn es starret nicht am Schwerte
Wie verbrecherische Tropfen,
Fließt wie aus der Wunde frisch.
Mutter, Mutter! tritt heraus her!
Ungerecht war nie der Vater,
Sage, was er jetzt verübt."
"Schweige! Schweige! s' ist das ihre!"

"Wessen ist es?" - "Schweige! Schweige!"
"Wäre meiner Mutter Blut!!!
Was geschehen? was verschuldet?
Her das Schwert! ergriffen hab ich's;
Deine Gattin magst du töten,
Aber meine Mutter nicht!
In die Flammen folgt die Gattin
Ihrem einzig Angetrauten,
Seiner einzig teuren Mutter
In das Schwert der treue Sohn."

,,Halt, O halte!" rief der Vater,
,,Noch ist Raum, enteil, enteile!
Füge Haupt dem Rumpfe wieder,
Du berührest mit dem Schwerte,
Und lebendig folgt sie dir."

Eilend, atemlos erblickt er
Staunend zweier Frauen Körper
Überkreuzt und so die Häupter;
Welch Entsetzen! welche Wahl!
Dann der Mutter Haupt erfaßt er,
Küßt es nicht, das tot erblaßte,
Auf des nächsten Rumpfes Lücke
Setzt ers eilig, mit dem Schwerte
Segnet er das fromme Werk.

Aufersteht ein Riesenbildnis. -
Von der Mutter teuren Lippen,
Göttlich-unverändert-süßen,
Tönt das grausenvolle Wort:
,,Sohn, O Sohn! welch Übereilen!
Deiner Mutter Leichnam dorten,
Neben ihm das freche Haupt
Der Verbrecherin, des Opfers
Waltender Gerechtigkeit!

Mich nun hast du ihrem Körper
Eingeimpft auf ewige Tage;
Weisen Wollens, wilden Handelns
Werd ich unter Göttern sein.
Ja, des Himmelsknaben Bildnis
Webt so schön vor Stirn und Auge;
Senkt sich's in das Herz herunter,
Regt es tolle Wutbegier.

Immer wird es wiederkehren,
Immer steigen, immer sinken,
Sich verdüstern, sich verklären,
So hat Brahma dies gewollt.
Er gebot ja buntem Fittich,
Klarem Antlitz, schlanken Gliedern,
Göttlich-einzigem Erscheinen,
Mich zu prüfen, zu verführen;
Denn von oben kommt Verführung,
Wenn's den Göttern so beliebt.
Und so soll ich, die Brahmane,
Mit dem Haupt im Himmel weilend,
Fühlen, Paria, dieser Erde
Niederziehende Gewalt.

Sohn, ich sende dich dem Vater!
Tröste! - Nicht ein traurig Büßen,
Stumpfes Harren, stolz Verdienen
Halt euch in der Wildnis fest;
Wandert aus durch alle Welten,
Wandelt hin durch alle Zeiten
Und verkündet auch Geringstem:
Daß ihn Brahma droben hört!

Ihm ist keiner der Geringste -
Wer sich mit gelähmten Gliedern,
Sich mit wild zerstörtem Geiste,
Düster ohne Hülf und Rettung,
Sei er Brahma, sei er Paria,
Mit dem Blick nach oben kehrt,
Wird's empfinden, wird's erfahren:
Dort erglühen tausend Augen,
Ruhend lauschen tausend Ohren,
Denen nichts verborgen bleibt.

Heb ich mich zu seinem Throne,
Schaut er mich, die Grausenhafte,
Die er gräßlich umgeschaffen,
Muß er ewig mich bejammern,
Euch zugute komme das.
Und ich werd ihn freundlich mahnen,
Und ich werd ihm wütend sagen,
Wie es mir der Sinn gebietet,
Wie es mir im Busen schwellet.
Was ich denke, was ich fühle -
Ein Geheimnis bleibe das."

^up
Dank des Paria

Großer Brahma! nun erkenn ich,
Daß du Schöpfer bist der Welten!
Dich als meinen Herrscher nenn ich,
Denn du lässest alle gelten.

Und verschließest auch demLetzten
Keines von den tausend Ohren;
Uns, die tief Herabgesetzten,
Alle hast du neu geboren.

Wendet euch zu dieser Frauen,
Die der Schmerz zur Göttin wandelt;
Nun beharr ich anzuschauen
Den, der einzig wirkt und handelt.

^up
An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh' und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd' ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu,

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.

In einem der frühen Weimarer Jahre (1778 / 1788) geschrieben, in einer Winternacht , als ein Flüsschen die Wiesen um Goethes Gartenhaus überschwemmte...
up^
??? Beruf des Storches

Der Storch, der sich von Frosch und Wurm
An unserm Teiche nähret,
Was nistet er auf dem Kirchenturm,
Wo er nicht hingehöret?

Dort klappt und klappert er genung,
Verdrießlich anzuhören;
Doch wagt es weder alt noch jung
Ihm in das Nest zu stören.

Wodurch - gesagt mit Reverenz -
Kann er sein Recht beweisen,
Als durch die löbliche Tendenz
Aufs Kirchendach zu . . .

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