Die neue Rundschau.

?. Jahrgang der Freien Bühne
Berlin, Suhrkamp Verl.

Zur Literaturszene in der Weimarer Republik

»Neben den zahlreichen Tages- und Wochenzeitungen sind es besonders die vielen wöchentlich oder monatlich erscheinenden Literatur- und Kulturzeitschriften, kulturpolitischen Rundschaublätter sowie neue Rezensionsorgane, in denen Literaturkritik stattfindet. Viele bedeutende Zeitschriften, die noch aus der Vorkriegszeit stammen, erscheinen auch in der Weimarer Republik, darunter die "Deutsche Rundschau", die "Neue Rundschau", "Hochland" und die "Süddeutschen Monatsblätter". Fortgesetzt wird auch Siegfried Jacobsohns Theaterzeitschrift "Schaubühne", allerdings unter neuem Titel: "Weltbühne" soll den Akzentwechsel von der Literatur hin zu Kulturpolitik kennzeichnen. Daneben werden jedoch auch zahlreiche neue Zeitschriften gegründet, allein zwischen 1918 und 1921 kommt es zu 49 Zeitschriftengründungen. Die für die Literaturkritik wichtigsten sind das von Stefan Grossmann herausgegebene "Tagebuch" (1920), "Der Querschnitt" (1921), "Die literarische Welt", 1925 von Willy Haas gegründet und, reich illustriert, im Zeitungsformat erscheinend, sowie die "Linkskurve" (1929), das Parteiorgan des "Bundes Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller Deutschlands". Bereits in den Kriegsjahren gegründet wird "Der neue Merkur", herausgegeben von Efraim Frisch. Viele dieser Zeitschriften sind an Verlage gebunden: Die "Neue Rundschau" erscheint im S. Fischer Verlag, "Die literarische Welt" bei Rowohlt, der "Querschnitt" bei Ullstein - die Funktion dieser Zeitschriften, die Hausautoren des jeweiligen Verlags zu fördern, führt dabei zu einem latenten Glaubwürdigkeitsverlust der Kritik. Die Auflagen dieser Zeitschriften bleiben, verglichen mit den Auflagen der großen Tageszeitungen, bescheiden: Die "Literarische Welt" hat 1930 eine Auflage von 28 500 Exemplaren, der "Querschnitt" und die "Neue Rundschau" von 10 000, die "Weltbühne" von 15 000.«