Der Büßer

Verdorrt der Mund und trocken die Gedärme
So tanze ich um meinen eignen Schatten.
Aus meinem Bette spiel ich mit den Ratten
Und sauge aus den Fingern mir die Wärme.

Damit ich mich nicht allzu bitter härme
Ließ eine güt'ge Macht mein Herz ermatten.
Die Sehnsucht starb. Nur meine nimmersatten
Verflogenen Ohren hängen noch am Lärme.

Da ich mich also in mir selbst verfangen
Bin ich auch meinen Häschern nicht entgangen
Und teile die Gemeinschaft schriller Käuze.

Im Lappenkleide und bedeckt mit Schorfen
Werd täglich ich den Wärtern vorgeworfen,
Die striegeln mich mit einem Eisenkreuze.

Entstanden zwischen 1921 und 1924.
Erstdruck in: Gesammelte Gedichte.
Hrsg. Annemarie Schütt-Hennings,
Zürich (Die Arche) 1963