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rund um das Gilgamesch - Epos
Namen und Erläuterungen

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Stichwörter: Adad - Aja - Amar - Anu - Aruru - Aschurbanapli - Chumbaba - Doppelstunde - Ea - Enki - Enkidu - Enlil - Enmerkar - Gilgmesch - Himmelsstier - Ischtar - Itar - Keilschrift - Lugalbanda - Nimrod - Ningal - Ninsun - Nintuta - Schamkat - Schamasch - Sin - Sin-leque-unnini - Sumerer - Tempeloblaten - Utnapischtim - Ur - Uruk - Zedernwald - Zikkurat 

Die babylonische Götterwelt im Gilgamesch-Epos

Anu
Himmelsgott
Enlil
Länderherr
Adad
Wettergott
Ischtar
Muttergötti
/Liebesgöttin
Ea
Gott des Süsswassers
Sin
Mondgott
Marduk
Gott der Weisheit,
der Beschwörungskunst
Schamasch
Sonnengott

Es ging der Jäger, führend
Mit sich die Dienerin des Tempels;
Sie nahmen den Weg, wählten die rechte Straße.
Am dritten Tag langten sie an am Ort der Bestimmung.
In ihr Versteck setzten der Jäger sich und die Schamkat.
Den ersten Tag, den zweiten Tag setzten sie sich gegenüber der Tränke.
Es kam das Wild und trank an der Tränke,
Es kam das Getier, fand sein Wohlsein am Wasser.
Aber Enkidu, der dem Steppenland entsprossen ist,
Er verzehrt auch mit den Gazellen das Gras,
Trinkt mit dem Wild an der Tränke,
Ward wohl seinem Herzen am Wasser mit dem Getier.
Die Priesterin sah den Wildmenschen,
Den würgerischen Menschen aus dem Innern der Steppe.

»Dies ist er, Schamkat! mach frei deine Brust,
Deinen Schoß tu auf, daß deine Fülle er nehme!
Scheue dich nicht, nimm hin seinen Atemstoß!
Sieht er dich erst, so wird er dir nahn.
Dein Gewand entbreite, daß auf dir er sich bette,
Schaff ihm, dem Wildmenschen, das Werk des Weibes:
Dann wird sein Wild ihm untreu, das aufwuchs mit ihm in der Steppe;
Sein Liebesspiel wird er über dir raunen!«

Die Brüste machte die Schamkat frei,
Tat auf ihren Schoß, er nahm ihre Fülle,
Sie scheute sich nicht, nahm hin seinen Atemstoß,
Entbreitet‘ ihr Gewand, daß auf ihr er sich bettete,
Schaffte ihm, dem Wildmenschen, das Werk des Weibes
Sein Liebesspiel raunte er über ihr.

Sechs Tage und sieben Nächte war Enkidu auf,
Daß er die Schamkat beschlief.
Als er von ihrem Genusse satt war,
Richtet‘ er sein Antlitz hin auf sein Wild:
Da sie ihn, Enkidu, sahen,
Sprangen auf und davon die Gazellen,
Wich von seinem Leibe das Wild der Steppe.
Anspringen ließ Enkidu seinen gereinigten Leib,
Doch ihm versagten die Knie, da hinwegging sein Wild.
Gehemmt wurde Enkidu, seines Laufens ist nicht wie zuvor.

Er aber wuchs, ward weiten Sinnes,
Kehrte um und setzte sich zu Füßen der Schamkat,
Der Priesterin ins Antlitz schauend;
Der Schamkat, wie sie redet, hören zu seine Ohren.

Die Schamkat sprach zu ihm, zu Enkidu:
»Weise bist du, Enkidu, bist wie ein Gott!
Warum läufst du in die Steppe mit dem Getier?
Komm, ich führ dich hinein nach Uruk-Gart,
Zum strahlenden Tempel, dem Wohnsitz von Anu und Ischtar!
Wo Gilgamesch ist, vollkommen an Stärke,
Und wie ein Wildstier seine überragende Kraft erprobt an den Mannen!«

Nach einem unentschieden endenden Kampf mit Gilgamesch wird Enkidu sein engster Freund, Kampf- und Reisegefährte. Sie töten gemeinsam Chumbaba und den Himmelsstier, den die gekränkte Göttin Ischtar gegen Gilgamesch ausschickt. Die Götter beschließen den Tod Enkidus als Strafe für seine Beteiligung an der Tötung Chumbabas und des Stiers.

Himmelsstier mit achtförmiger Stirnrosette, goldenes Amulett, Zakros, zugeordnet der Zeit der Neuen Paläste, ca. 1600 - 1450 v.Chr.

Der Stierkult scheint aus Indien zu stammen; bereits ~5000 v.Chr. nennen die Veden Heilige Kühe. Vom indischen Hinduismus her, breitete sich der Stierkult bereits in der Antike im gesamten Mittelmeerraum aus. Der 'heilige, stößige Himmelsstier' wird im Gilgamesch-Epos und in der Enlil-Sage, auf sumerischen Tontafeln mehrfach erwähnt. Der Name der Stadt Ur oder Uruk in Mesopotamien bezieht sich unmittelbar auf den Stier (Ur = Auer). Man hat dort zahlreiche antike Stierdarstellungen gefunden, die auf eine Verehrung des Rindes hinweisen.

In Ägypten wurde der heilige Apisstier als Gottheit verehrt. Priester eines Stierheiligtums (Serapion) bei Luxor, wählten jeweils einen Stier aus, der als Inkarnation der Apis-Gottheit verehrt wurde. Nach seinem Tod wurde dieser Stier einbalsamiert und in einem entsprechend großen Steinsarkophag aus Granit bestattet.

In Kreta war der Minotaurus, ein Riese in Menschengestalt und einem Stierkopf, die beherrschende Gottheit, die in einer labyrintartigen Tempelanlage verehrt wurde. Die Athener mußten jährlich dieser Gottheit sieben Jungfrauen opfern. Theseus befreite mit Hilfe der Ariadne die Athener von diesem Tribut.

Der Göttervater Zeus trat häufig in Gestalt eines Stieres unter die Menschen. In dieser Inkarnation überraschte er Europa, die schöne Tochter eines griechischen Königs, am Strand des Meeres und entführte sie.

Die heute noch in Spanien, Portugal und Südfrankreich praktizierten Stierspiele und Stierkämpfe kann man als Relikte einer archaischen Stierverehrung auffassen.

 

Beispiel zur Syntax der Keilschrift:
zusammengesetzte Bilder

Die ältesten Formen der Keilschrift bestanden aus Piktogrammen (siehe Piktographie). Es war jedoch viel leichter, gerade Linien in den weichen Ton zu drücken, als die unregelmäßigen Linien eines Piktogramms zu zeichnen. Deshalb wurden Schreibwerkzeuge entwickelt, die geeignet waren, konisch zulaufende Abdrücke zu machen. Konturen der Piktogramme wurden nach und nach in keilförmige Muster umgewandelt, die schließlich ein solches Maß an Stilisierung aufwiesen, dass sie den ursprünglichen Piktogrammen kaum noch ähnelten.
Ursprünglich entsprach ein Zeichen einem Wort. Da Wörter, die nicht unmittelbar abgebildet werden konnten, durch Piktogramme von im weitesten Sinne verwandten Objekten ausgedrückt wurden (z. B. Gott durch einen Stern, stehen und gehen durch einen Fuß), standen einige Zeichen für mehrere Worte. Die meisten sumerischen Worte waren einsilbig, daher entsprachen die Zeichen – unabhängig von ihrer ursprünglichen Bedeutung – bald nur noch einzelnen Silben. Zeichen, die als Wortzeichen oder Logogramme anfangs mehr als ein Wort darstellten, erhielten nun auch verschiedene Silbenwerte. Diese Vielfalt an Möglichkeiten wird als Polyphonie bezeichnet. Andererseits weist das Sumerische viele Worte auf, die trotz unterschiedlicher Bedeutung die gleiche Lautgestalt aufweisen (Homonyme). Silbenwerte, die man Homonymen entnimmt, stimmen in der Lautung überein. Man nennt sie Homophone.
Die voll entwickelte Keilschrift verfügte über mehr als 600 Zeichen. Ungefähr die Hälfte der Zeichen konnte entweder als Logogramm oder als Silbe eingesetzt werden, die anderen waren nur Logogramme. Logogramme legten auch die Klasse (Mensch, Baum, Stein) fest, zu der ein Wort gehörte. Das System der Keilschrift blieb während der ganzen Zeit ihres Bestehens eine Mischung von Logogrammen und Silbenzeichen. Wenn sie auf eine andere Sprache angewandt wurde, las man die Logogramme einfach in dieser Sprache. Auch wenn zu manchen Zeiten eine Tendenz zur Vereinfachung der Schrift durch die Reduzierung der Anzahl der Logogramme und durch Nutzung der Polyphonie bestand, wurde der Schritt zu einem Alphabet (bei dem jedes Zeichen einem Laut entspricht) nicht vollzogen. Lediglich die ugarischen und die altpersischen Schriften erreichten dieses Stadium.

 

 


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Gilgamesch-Epos 1. Tafel

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