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Gilgamesch
- Epos
zwischen 2100 - 600 v.Chr. aus dem Raum Babylonien bis Kleinasien
überliefert
Die Urthemen: Natur - Macht - Liebe - Selbst - Tod
Die Gewissheit des Scheiterns ist kein Argument gegen den
Wert, ja die Notwendigkeit eines Kampfes gegen den Tod. Gilgameschs Klage und
Kampf ist »eine ungeheure Konfrontation mit dem Tod, die einzige, die den
modernen Menschen nicht mit dem bitteren Nachgeschmack des Selbstbetrugs
entlässt«.
Elias Canetti
London (Britisches Museum) |
Aus der Keilschrift übertragen u.a. von
Prof.Dr. Albert Schott
(1901-45); diese Übersetzung gilt, trotz mancher Fragwürdigkeiten, noch
immer als die schönste.
Der größte Teil des noch erhaltenen
Textes stammt aus der großen Tontafelbibliothek,
die der Assyrerkönig Aschurbanapli (669-627 v.Chr.) in seiner Hauptstadt
Ninive aufgestellt hatte. |
zum Inhalt:
Natur - Macht - Liebe - Selbst - Tod:
Viele Interpretationen der sumerisch- altbabylonischen Gilgamesch-Sagen
sehen darin die Darstellung der Grundprobleme unseres Daseins:
Das Ringen mit den Naturgewalten, die gesellschaftlichen Machtkämpfe,
Sexualität und Liebe als Ausdruck und zugleich Überwindung
der rohen Naturtriebe, aber auch als Entfremdung vom zeitlosen Urstoff,
und schließlich das Verurteiltsein zum Tode, dem Gilgamesch auf der
Suche nach dem Stoff, der ewiges Leben verleiht, zu entrinnen sucht.
Manche interpretieren die Geschichte als Darstellung des Weges zum
Selbstbewusstsein, aber eigentlich geht es in diesem Epos um den
vergeblichen Versuch des Menschen, das eigene Schicksal zu verstehen.
Gilgamesch ["Bilgamesch" ~ "Der
Alte ist ein junger Mann"] - zu zwei Dritteln Gott und zu einem Drittel
Mensch.
Sagenhafter König (2750 - 2600 v. Chr.) über den sumerischen Stadtstaat
Uruk [in der Bibel als Erech bekannt, heute die Ruinenstätte Warka im
Irak], um 3000 v.Chr. Zentrum der sumerischen Kultur. Unter seiner Herrschaft
sei die Stadt mit einer 9,5 km langen Befestigungsmauer umbauen worden mit
neunhundert halbrunden Türmen, ebenso soll er inmitten der Stadt die
Tempel für Anu, den Gott des Himmels und für
Ischtar, die Göttin der
Liebe, errichten haben lassen [in Wirklichkeit sind sie viel älter]. Der
Held kämpft gegen Riesen und Ungeheuer und spielt sich als Tyrann auf.
Enkidu - Alabasterfigur, ca. 2500 v.Chr. (Bagdad, Museum des Irak) |
Die Bürger von Uruk bitten die Götter gegen den
Übermut ihres stolzen Herrschers um Hilfe. Diese schicken dem sich für unbesiegbar haltenden Gilgamesch aus den Wäldern den wilden Tiermenschen Enkidu, der Gilgamesch, um ihn abzulenken, zu einem Ringkampf herausfordert. Kein eindeutiger Sieger. Er wird zum Diener, Freund und Reisegefährten von Gilgamesch. |
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Terrakotta-Relief des Chumbaba Isin-Larsa ~2000 v.Chr. Digdiggah bei Ur |
Durch den Geschlechtsverkehr mit einer Schamkat (Tempelpriesterin) wird Enkidu der Natur entfremdet und
zum Kulturmenschen.
Gemeinsam suchen sie auf ihren Reisen den Ruhm und töten unter anderem Chumbaba, den dämonischen Hüter des
Zedernwaldes im Libanon. |
Zurück in Uruk, erklärt Inanna ( sumerisch:
Ischtar/Innin), die Schutzgöttin der
Stadt,
Gilgamesch ihre Liebe. Von ihm zurückgewiesen ["Was muss ich dir geben,
wenn ich dich nehme?... An der Straße, da sei dein Sitz, ... ... Dann wird dich
nehmen, wer immer Lust hat"], schickt sie den Himmelsstier,
um die Stadt durch sieben Hungerjahre zu zerstören. Aber Gilgamesch und Enkidu töten
den Stier [nur bruchstückhaft überliefert].
Darauf bestrafen die Götter Enkidu (aber
nicht Gilgamesch) mit dem Tod durch schwere Krankheit. Damit kann sich Gilgamesch aber nicht
abfinden, ihm ist, als sterbe er selber: "Mich schreckte die Schlacht,
so sterb ich ruhmlos. /Mein Freund, wer da fällt in der Schlacht, ist
glücklich, / Ich aber dulde Schmach im Sterben."
"Ich weine über dich ... / Um Enkidu weine ich, um meinen Freund, wie ein
Klageweib bitterlich klagend!"
Über viele Stationen des Jenseits,
- dem Gebirge Maschu, von einem Skorpion-Menschenpaar bewacht, wo die
Sonne aus der Tiefe kommt und wieder versinkt,
- dem mit Edelsteinbäumen bewachsenen Garten,
- dem Grenzwirtshaus der Schankwirtin Schiduri
- "dem Wasser des Todes", das er mit Hilfe des Fährmannes
Urschanabi überquert,
unternimmt Gilgamesch eine beschwerliche Reise zum Weisen Utnapischtim am Ende der
Welt (Insel Tilmun weit im Osten/ Bahrein-Inseln?);
von ihm will er das Geheimnis der Unsterblichkeit erfahren,
welche dieser als Geschenk für seine Unterwerfung von den Göttern erhalten hat.
Dieser erzählt Gilgamesch die Geschichte einer großen Flut (ähnlich der biblischen Sintflut-Sage; Utnapischtim baut eine
Arche, in der er die Flut überlebt [es gab häufig große Überschwemmungen
im Zweistromland]).
Der erschöpfte Gilgamesch versagt in einer "Bewährungsprobe", in der
er "sechs Tage und sieben Nächte" wach bleiben sollte, aber
halt sofort einschläft. Für Gilgamesch ist dieser Schlafanfall schon wie
ein gieriges Zupackenwollen des Todes.
Dennoch enthüllt ihm Utnapischtim, dass sich im Meer ein Gewächs befinde, "dem
Stechdorn ähnlich", das
ewige Jugend verleihe.
Gilgamesch taucht ins Meer und bringt das Gewächs ans Land. "Ich will's
bringen nach Uruk-Gart, es dort zu essen geben und dadurch das Gewächs
erproben! / Sein Name ist "Jung wird der Mensch als Greis" ["Bilgamesch"];
/ Ich will davon essen, dass mir wiederkehre die Jugend".
Doch während er sich am Brunnen wäscht, frisst eine Schlange das Gewächs weg.
So waren alle Mühen umsonst und er kehrt er unverrichteter Dinge mit dem
Schiffer Urschanabi nach Uruk zurück, wo er diesem seine herrlich gebaute Stadt
zeigt.
Am Schluss steigt Enkidus
Geist aus dem Grab auf und beschwört ihn, sich dem irdischen Los zu
unterwerfen.
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"Der fruchtbare Halbmond" Das alte Reich des babylonischen Staates (18. - 6. Jh.v.Chr.) erstreckte sich im östlichen Teil zwischen den Unterläufen von Euphrat und Tigris. |
Zur Geschichte des
Werks:
|
in italiano:
La versione integrale della saga di Gilgamesh.
In appendice: struttura dell'opera; chi è Gilgamesh?; la disputa
Achille-Gilgamesh.
di Thomas Porzano 1999-2002