falls Sie gerne Ihr Geld loswerden ...
Verspüren Sie auch den Wunsch, mal Ihre Gedichte veröffentlicht
zu sehen?
Das ist ganz normal; große und kleine Dichterinnen und Dichter waren und sind
davon beseelt; doch nicht jeder kommt zum Zuge ...
Geschäftstüchtige Leute nützen diese Marktlücke und versuchen solche unerfüllten Sehnsüchte zu Geld zu machen. Sie veranstalten "Wettbewerbe" (mit Jury und allerlei Bedingungsbrimborium) und fordern die Gelegenheitsdichter auf, Ihnen Gedichte einzusenden, die dann in Anthologien zusammengestellt zu Büchern gebunden werden.
Das Geschäft besteht darin, dass die Dichter dieses
finanzieren – eine beliebte Methode ist z.B. für publizierte Gedichte als
Gegenleistung den Kauf von etlichen Exemplaren zu verlangen (mit Rabatten
schmackhaft gemacht).
Gewöhnlich sind die Käufer (und manchmal Leser) dieser Bücher einzig die zur
Kasse gebetenen Einsender der Gedichte – je mehr es sind und je bedürftiger die
Dichter, solche Anthologien mit ihrem Gedicht auch Bekannten zu schenken, desto
besser das Geschäft!
Immerhin sehen Sie sich dann endlich in einem Buch gedruckt, wenn auch unter tausend anderen Glückspilzen; vielleicht werden Sie sogar mit einem Lobesschreiben geschmeichelt; denn geschickte Geschäftsleute pflegen Ihre Kunden.
Jüngste Beispiele, die uns anzuwerben versuchten sind etwa
Der ETAINA-Verlag Martina Merks-Krahforst,
Varuswaldstraße 17, D-66636 Tholey
französisch: CEPAL, Mme et M Simone et Martin Gabriel, 1 rue
du Nonnenfels, F-57920 Kédange sur Canner
Die Realis Verlags-GmbH, Gräfeling/München, (u.a. Herausgeberin von Astroplanern, individualisierter Geburtstags-Horoskopbücher in Luxusausführungen, Tarotkalendern, ) nennt sich seit 1997 großartig "Bibliothek deutschsprachiger Gedichte" (mit über tausendseitigen Bänden "Ausgewählte Werke" mit mehreren Dichtern pro Seite, insgesamt jeweils weit über hundertausend Autoren – rechne!), veranstaltet Wettbewerbe um Teilnehmer zu ködern, vergibt "Literaturpreise", ein "Fernstudium DAS LYRISCHE SCHREIBEN" und preist Verlagsleute, Germanisten und Literaturwissenschaftler als Initiatoren an - je seriöser der Anstrich, desto besser das Riesen-Geschäft mit den Hobbyautoren ... Die Realis Verlags GmbH gibt ja auch das Magazin "StartingUp" heraus, wo Anfänger lernen, wie man eine Firma gründet, mit trendigen Geschäftsideen. Sehr klug aufgezogen, so dass wohl die wenigsten merken, dass sie für dumm verkauft werden, manchmal selbst gute AutorInnen nicht.
und andere mehr (Sie werden's nun selber merken!)
falls Sie das Geld
(von dem Sie nicht zuviel haben)
reut ...
oder Sie solche Geschäfte zu sehr ärgern (wer lässt sich
schon gerne für dumm verkaufen?) ...
dann können Sie versuchen Ihre Gedichte auch auf einer Webseite
wie
lyrik online veröffentlichen zu lassen. Das kostet Sie kein Geld –
allerdings erhalten Sie auch keines (denn wir haben auch nicht zuviel davon und
wären gerne auch nicht allzu dumm, obwohl wir für unsere vielbesuchten Seiten
auch auf jegliche Werbeeinnahmen verzichten). Die Bedingungen sind rein formaler
Natur und unter
FAQ nachzulesen; eine weitere nette Lektüre wäre vielleicht die
Seite
"Was ist (k)ein kunstvolles Gedicht?" ...
und Sie haben ja, wenn Sie das reizt, auch die Möglichkeit, den Link zu Ihrem
Gedicht oder Ihrer Gedichteseite Ihren Bekannten weiterzugeben – auch geldfrei!
Warum machen wir das? Was sind die Hintergedanken? Wir
befürworten wie viele andere (z.B. Programmierer-Freaks) eine Idee im
Internet-Web: es sollte möglichst viel kostenlos sein.
Skepsis und Leidenschaft
und das
Motto*:
*das ist natürlich
DaDa,
gilt für unsere lyrische Bühne und romantischen Nischen;
jedoch (was Weltverbesserer gerne ignorieren):
«vom antiken Mesopotamien bis zum heutigen China war das Geld
eine der treibenden Kräfte des Fortschritts der Menschheit»
(Niall Ferguson: The Ascent of Money, 2008**)
** Einwand von Jürgen Kaube (--> FAZ.NET 12.3.09): Wie würde Niall Ferguson, ... , wohl auf jemanden reagieren, der ihm entgegnete, „dass das Geld ebensowenig die Welt in Bewegung setzt, wie sich Dostojewskis Gestalten in ,Schuld und Sühne‘ nach Logarithmentafeln richten“, und dass es vielmehr politische Ereignisse, vor allem Kriege waren, „die die Institutionen des modernen Wirtschaftslebens wie steuereintreibende Bürokratien, Zentralbanken, Anlagemärkte und Aktienbörsen ermöglicht haben“? Das war Niall Ferguson 2001, in einem Buch, „The Cash Nexus“, in dem behauptet wurde, Geld sei nicht die Währung der Geschichte. Würde er wohl sagen: „Was geht mich mein Sachbuch von gestern an?"