Sonne

Ich tat die Augen auf und sah das Helle,
Mein Leid verklang wie ein gehauchtes Wort.–
Ein Meer von Licht drang flutend in die Zelle,
Das trug wie eine Welle mich hinfort.

Und Licht ergoß sich über jede Stelle,
Durchwachte Sorgen gingen leis zur Ruh.–
Ich tat die Augen auf und sah das Helle,
Nun schliess ich sie so bald nicht wieder zu.

Mein schönstes Gedicht …?
Ich schrieb es nicht.
Aus tiefsten Tiefen stieg es.
Ich schwieg es.

1973

MASCHA KALÉKO
Ich tat die Augen auf und sah das Helle

Gedichte und Prosa

Ausgewählt und mit einem
Vorwort von Daniel Kehlmann:

»Solange man in deutscher Sprache noch Gedichte liest, werden jene von Mascha Kaléko dabei sein.«

Gedichte besprechen ist Barbarei.
Gedichte sprechen selber zu Dir.

So will ich anlässlich ihres 50. Todestages am 21. Januar 2025 nur hinweisen auf Mascha Kaléka, in deren Gedichtsammlungen ich so gerne immer wieder lese. Sie ist 1907 in Galizien geboren, 1975 in Zürich gestorben und eine großartige deutschsprachige Lyrikerin.

Das vorliegnde Bändchen ist ansprechend ausgestattet, umfasst 256 Seiten im Format 12x19,5 cm, leinengebunden mit Lesebändchen.

Germaine Gautier

© 2024 dtv

ISBN 978-3-423-28420-2

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