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Bescheidenheit für alle

Seit dem Bericht der UNO-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland: "Our Common Future") von 1987, mit seiner umfassenden Darstellung der Weltprobleme als Folge des unbeschränkten Wachstums und der wichtigste Lösungsansätze, ist Nachhaltigkeit heute die Anforderung an alle Wirtschaftspolitik von Seiten derer, welchen die fortgesetzte Zerstörung lebensnotwendiger Umweltbedingungen und die Verschleuderung der nichterneuerbaren Ressourcen dieser Erde mehr als nur Sorge bereiten. Der damalige Bericht definierte »nachhaltige Entwicklung als eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen«.

Nach dem Zusammenbruch des "Sozialismus" und der zunehmenden Machtentfaltung des Neo-Liberalismus stellt sich in Anbetracht der Zerstörung der natürlichen Umwelt und dem ärgerniserregenden Ungleichgewicht zwischen Armen und Reichen immer dringender die Frage: Gibt es überhaupt noch eine Alternative? Es gibt sie, ist die Botschaft des im folgenden dargestellten Buches.
Sie heißt: Sozialismus - aber diesmal ohne Anführungszeichen: nämlich Öko-Sozialismus. Die einstige, wachstumsorientierte Losung sowohl der Kapitalisten wie der Sozialisten: „Wohlstand für alle“ hat der Zielvorstellung „Bescheidenheit für alle“ zu weichen. Eine nachhaltige Wirtschaft ist allein durch eine nachhaltig umgestaltete Gesellschaft zu erreichen. Eine solche kann nur getragen sein von moralisch geläuterten Sozialisten, die eine nachhaltige Moral leben und durchsetzen, eine Moral gegen allen Eigennutz, Menschen, denen die ehrliche Arbeit für die Gemeinschaft, der allein alles gehört, wieder das erste Lebensbedürfnis ist. Ohne solch radikales Umdenken ist keine nachhaltige Alternative zum gegenwärtig herrschenden Wirtschaftssystem realisierbar, schreibt Saral Sakar in diesem Buch:


Saral Sarkar

Die nachhaltige Gesellschaft
eine kritische Analyse der Systemalternativen

aus dem Englischen übersetzt von Judith Mies.
Zürich, Oktober 2001, Rotpunktverlag, 454 Seiten, Broschur
sFr. 38.- / DM 4o.- /öS 292.- (ab 2002: Euro 20.-)
ISBN 3-85869-227-1


Saral Sarkar
geboren 1936 in Indien
  • Germanist und Deutschlehrer
  • lebt seit 1982 als Publizist und politischer Aktivist der ÖKOLOGIE- und Friedensbewegung in Köln
  • 1982-87 Mitglied der deutschen Grünen
  • z.Zt. aktiv in der Bewegung gegen die neoliberale Globalisierung
  • 1993/94 2-bändige Studie im Auftrag der UN University: "Green-Alternative Politics in West Germany"

Die Lektüre dieses Buches ist sowohl Befürwortern wie Gegnern des neoliberalen Wirtschaftssystems zu empfehlen. Sarkar legt dar, warum die alten Sozialisten und Kommunisten zuerst die ökologische Lektion zu lernen haben, bevor sie hoffen können, dass der Sozialismus wieder zur möglichen Alternative des bestehenden Systems wird, und warum die Grünen begreifen lernen müssen, dass ohne konsequente Abschaffung des sogenannten Kapitalismus, keine wirklich nachhaltige Umweltpolitik möglich ist.

Im ersten Teil seines Buches weist der Autor nach, dass die „sozialistische“ Sowjetgesellschaft hauptsächlich aus zwei Gründen zusammenbrach. Der Hauptgrund war, dass er an die Grenzen des Wachstums stieß. Abgesehen davon, dass das Scheitern dieser „sozialistischen“ Regimes nur ein „relatives“ Scheitern war, im Vergleich mit dem „Erfolg“ einiger westlicher kapitalistischer Länder, aber keineswegs im Vergleich mit Länder der Dritten Welt, waren »die allgemeine Verwirrung, der darauf folgende Kollaps, das katastrophale Absinken des Lebensstandards und der Zusammenbruch von Recht und Ordnung in den Jahren nach 1989 nicht das Ergebnis des „Sozialismus“, sondern von schlecht beratenen, unvorbereiteten, plötzlichen, chaotischen Bemühungen, das System vom "Sozialismus" zum Kapitalismus mit politischer Pluralität hin zu verändern.« Das zentrale Problem dieses "Sozialismus" aber sei gewesen, dass er sein Ziel, »Wohlstand für alle« zu schaffen und der Losung, »jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen«, auf unbegrenztes Wachstum gesetzt habe. Hier habe ein erneuerter Sozialismus völlig umzudenken im Sinne der nachhaltigen Gesellschaft.

Der zweitwichtigste Grund, schreibt Sarkar, war »die Entstehung einer Ausbeuterklasse unter den Kommunisten und die moralische Degeneration nicht nur der KommunistInnen, sondern auch der ganzen "sozialistischen" Gesellschaft«, und zwar »weil die SowjetkommunistInnen bei der Schaffung einer neuen moralischen Ordnung versagten, weil es Ihnen nicht gelang, en masse neue Frauen und Männer zu schaffen und zu werden, was, wie sie wussten eine unabdingbare Voraussetzung für den Aufbau einer "sozialistischen" Gesellschaft war«. Sie haben versagt bei der vollständigen Überwindung von Egoismus, Konsumwünschen und Gier.

Im mittleren Teil des Buches zeigt Sarkar auf, dass der sogenannte Kapitalismus gar nicht anders kann, als sich auf eine zunehmende neoliberale Globalisierung hin zu bewegen. Kein Betrieb, kein Konzern kann in diesem Wirtschaftssystem der Konkurrenz überleben ohne konsequente Strategie der Profitmaximierung, ohne permanente Steigerung seiner "Effizienz" im Verkauf von immer mehr und immer neuen Produkten, deren Nutzen allein durch den gewinnbringenden Absatz definiert wird. Die Nachfrage nach neuen Erzeugnissen richtet sich nicht nach dem für alle Lebensnotwendigen, sondern Bedürfnisse ("die Gier") müssen ständig neu erzeugt, der Konsum ständig angekurbelt, die Verschwendung gefördert werden, damit die Wirtschaft nicht zusammenbricht. Die Verschwendung der nichterneuerbaren Ressourcen, die Umweltverschmutzung, Arbeitslosigkeit, durch die kapitalistischen »Grundprinzipien Eigennutz, Gier und Konkurrenz« geförderte Kriminalität und die regionale wie globale Ungleichheit sind zwangsläufige Folgen des Systems. Im Zwang zu solcher "Effizienz" liegt die Ineffizienz des Kapitalismus, deren offensichtlicher Beweis die hohe Arbeitslosigkeit ist, die ihn seit Anbeginn begleitet.

Darum müsse sich schließlich jede umweltschonende Bemühung und Reform innerhalb des kapitalistischen Systems, d.h. jede Form von Öko-Kapitalismus als Schlag ins Wasser erweisen. Die Idee von der Ökologisierung der Marktkräfte ist ein schwarzer Schimmel. Denn die motivierende Kraft des Eigennutzes (die Seele des kapitalistischen Wirtschaftens) kann niemals ökologische Nachhaltigkeit entfalten. Die traditionelle linke Kritik am traditionellen Kapitalismus sei nicht etwa ungültig geworden. Es habe lediglich ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Die öko-sozialistische Kritik kritisiert nicht mehr die Behinderung der Produktivkräfte durch den Kapitalismus, sondern umgekehrt gerade die Tatsache, »dass er sie so sehr  entwickelt habe und weiterentwickle, dass sie zu massiver Degradation der natürlichen Lebensgrundlage vieler Lebewesen, darunter auch des Menschen führe. Heute ist »eine ernsthafte Ökologiebewegung der größte Feind des Kapitalismus«.

Was bleibt uns, wenn sich weder der am Wachstum orientierte "Sozialismus" (auch nicht der einst propagierte "Dritte Weg" früherer Sozialisten), noch irgend eine Bemühung, den Kapitalismus zu ökologisieren, als brauchbare Alternative zur neoliberalen Globalisierung erweisen? Allein der Öko-Sozialismus, dessen theoretische Synthese er jetzt erreicht habe, meint Sarkar, denn es gebe, frei nach Rosa Luxemburg, nur die zwei Alternativen: »entweder Öko-Sozialismus oder Barbarei«. Nun gehe es darum, eine neue öko-sozialistische Bewegung aufzubauen. Zu dieser praktischen Synthese (Wie soll die neue Gesellschaft gestaltet werden? Auf welchem Wege - Übergangsphase - kommen wir dahin?) will er nur ein paar grobe Outlines skizzieren. Nachhaltiges Wirtschaften ist allein in einer nachhaltigen, d.h. öko-sozialistischen Gesellschaft möglich.

Das Ziel ist klar: Eine völlig neue, moralisch geplante Wirtschaft und klassenlose Gesellschaft. Abschaffung der Ausbeutung und der Emanzipation. Darin besteht der Paradigmenwechsel zum neuen Sozialismus: Die öko-sozialistische Gesellschaft zielt auf industrielle Schrumpfung zur Steady-State-Wirtschaft auf niedrigem Niveau. Notwendig ist der Wille, mit einem niedrigeren Lebensstandard als dem heutigen glücklich zu sein; dieser kann nur mit einer umfassenden Ideologie der totalen Gleichheit erzeugt und gefestigt werden. Das Chaos des Rückzugs lässt sich nur mit totaler wirtschaftlicher Planung vermeiden. Das Bevölkerungswachstum muss gestoppt werden mit staatlichen Aktionen - am besten mit der Vasektomie bei den Männern.

Die Regulation dieser klassenlosen Öko-Gesellschaft soll natürlich (anders als im Stalinismus der verrotteten Sowjetgesellschaften) demokratisch geschehen und allfällige Missetäter nicht durch rohe Gewalt von Staatsorganen zur Raison gebracht werden, sondern durch den Liebesentzug der Gemeinschaft (so hatte sich das Anfangs des 20. Jhs. schon der anarchistische Fürst Peter Kropotkin vorgestellt). Darum ist die Dezentralisierung der ökonomischen und gesellschaftlichen Aktivitäten so wichtig, am besten in kleine ökonomischen Einheiten auf Dorfniveau: So dass »die DorfbewohnerInnen Joghurt essen, der zu hundert Prozent in ihrem eigenen Dorf hergestellt wird«. Und wo im Unterschied zur moralisch verkommenen Industriegesellschaft mit ihren protzigen Hochhäusern jeder jeden kennt und sich wie von selbst keine und keiner wagt, aus dem moralischen Diktat der Dorfgemeinschaft auszuscheren. Kriminalität, Korruption, soziale Unruhen, Gewalt und psychische Misere werden aber vor allem durch arbeitsintensive, ressourcenschonende Technologien geheilt und vermieden, weil es plangemäß keine Arbeitslosigkeit mehr geben darf und auch Arbeitszeitverkürzung vermieden werden soll. Der Sinn des Lebens soll bei allen Menschen wieder im ehrlichen Arbeiten für die Gemeinschaft erlebt werden.

Sarkar macht sich auch Gedanken zum Übergangsprozess: »Verstaatlichung der gesamten Wirtschaft wäre die einzige gerechte Lösung.« Obwohl ein starker Staat nicht ganz dem Ideal der öko-sozialistischen Demokratie entspricht, ist er zu Anfang unverzichtbar - nur kein weltfremder Anarchismus. Natürlich wird keine öko-soziale Diktatur verkündet, denn es wäre unklug zu glauben, die »revolutionäre Aufgabe« könnte ohne mehrheitliche Zustimmung des Volkes zu Ende gebracht werden, aber um sich »gegen den starken Widerstand derer, die viel zu verlieren hätten, durchzusetzen«, lässt sich nicht voraussagen, ob es nicht doch zur vorübergehenden Diktatur kommen muss - schlimm wäre nur, wenn es jene des kapitalistischen Gegners würde.

Wer nur schon die Geschichte der Machtergreifung der Bolschewisten und etwas mehr als nur die wirtschaftlichen Zusammenhänge der menschlichen Psyche kennt, glaubt Sarkar die blauäugige Versicherung nicht, dass die Einführung und der Erhalt der öko-sozialen Gesellschaft ohne terroristisch revolutionären Umsturz und Diktatur (gegen den »erbitterten Widerstand der KapitalistInnen«) möglich sein sollte. Zumal er und seine Gesinnungsgenossen »eine sozialistische Gesellschaft nicht nur deswegen wünschen, weil sie notwendig ist oder einige praktische Vorteile hat, sondern auch (und vor allem) wegen der Werte, die der Sozialismus beinhaltet«. Die moralische Dogmatik der katholischen Kirche könnte das anti-individualistische Programm nicht klarer ausdrücken. Der wirtschaftliche Emanzipationszwang wird ersetzt durch die Tyrannei des Gemeinsinns. D.h. ein Teil der conditio humana wird zum alleinseligmachenden Lebensziel aller erklärt. Er zitiert es auch in Hegelscher Verkürzung: »Freiheit ist die Einsicht in die [öko-sozialistische] Notwendigkeit.« Sarkar unterschlägt (oder versteht wohl nicht) die befreiende Potenz der anonymen Großstadtkultur und der gefühllosen Jurisdiktion der modernen Gesellschaft im Unterschied zur "informellen" Diktatur der kleinen Gemeinschaften und den Ketten der Angst, verachtet und ausgeschlossen zu werden - ja diese psychische Versklavung ist ihm gerade willkommen als Ersatz für die zu minimierende Staatsmacht. Mit solchen "natürlichen" Ordnungskräften der quasifamiliären Lokalgemeinschaften spekulierten schon die alten Anarchisten, um das Ziel der Abschaffung des Staates als möglich erachten zu können. Hat da nicht schon mal jemand behauptet, dass solche totalitär dörflerischen Ansätze eigentlich als faschistoid erkannt werden müssten?

Wovon Sarkars Buch nicht handelt, ist die Tatsache, dass die sogenannte kapitalistische Wirtschaft eine Eigentums-Wirtschaft ist. Eigentum als ein verpfändbarer Rechtstitel, im Unterschied zum bloßen Besitz, welcher nur zu Lehen und nicht verpfändbar ist. Aus diesem Rechtsverhältnis ist erst das moderne Finanzwesen entstanden und möglich, welches alle moderne Wirtschaft beherrscht. Nicht in der moralischen Verkommenheit der Kapitalisten, sondern in der Natur des Eigentums liegt der Zwang zur permanenten wirtschaftlichen Effizienzsteigerung. Adam Smith, Karl Marx und viele spätere Wirtschaftstheoretiker haben fälschlicherweise das Geld als Tauschmittel gesehen. Die Geldwirtschaft (mit ihrer "Geldgier") ist lediglich die notwendige Erscheinungsform dieser Rechtsverhältnisse der Eigentumswirtschaft (mehr dazu kann man aus der Studie von Gunnar Heinsohn/Otto Steiger: "Eigentum, Zins und Geld" [Rowohlt 1996] erfahren). Sarkar spricht zwar kaum explizit von der Abschaffung des Eigentums, obwohl seine Theorie sie zwingend fordern muss, um konsistent zu sein, denn »alles gehört allein der Gemeinschaft«. Im Klartext und in der logischen Konsequenz muss im Öko-Sozialismus jede Form von Eigentumswirtschaft durch eine Kommandowirtschaft ersetzt werden. Sarkar verbleibt implizit bei den alten Positionen der Verdammung von Eigentum und Geld, alle anderen kulturellen Perspektiven sind ausgeblendet, denn sie können nur unmoralisch und dekadent sein und in ihrer Unnachhaltigkeit zum Weltuntergang führen.

Was bei Sarkar weitaus zu kurz kommt, ist die Einschätzung der Rolle der Religionen. Das ist vor allem auch in seiner Analyse des Zusammenbruchs der Sowjetgesellschaft ein gravierender Mangel. Die Rolle des Polen Karol Wojtyla über Solidarność usw. bei diesem Zusammenbruch ist bekannt. Die erdrückende Mehrheit der heutigen Intellektuellen und Medienschaffenden geben sich blind gegenüber der faschistisch-totalitären Potenz des Islam; und viele Friedensbewegte, Grüne und AntiglobalisiererInnen freuen sich ganz offen oder klammheimlich über den neuen Guerillakrieg der Islamisten gegen die Hochburgen der neoliberalen Gangster. Die kulturgeschichtliche Ignoranz und der öko-sozialistische Hass (auch hochgebildeter Leute) gegenüber dem Konzept der "offenen Gesellschaft" und dessen Sozialtechnik der Einzelprobleme behindern den klaren Blick auf die heimtückischen und langfristigen Gefahren fundamentalistischer Indoktrination von früher Kindheit auf; vom Wissen um deren Wurzelgrund in jeder sich in gesellschaftliche Belange einmischenden Religion überhaupt, will ich hier gar nicht weiter sprechen.

Ich kann Sarkars Kapitel »Kulturelle Identität ist eine Falle« zwar zustimmen. Die marginale Rolle, welche seine Feststellung von der Schädlichkeit der Romantisierung der traditionellen Kulturen und seiner Meinung, dass man »nicht allen Kulturen Respekt zollen« sollte, in seinem Buch spielt, scheint mir jedoch kennzeichnend für die systematische Unterschätzung dieser von ihm erst am Schluss des Buches angesprochene Problematik. Auch Sarkar erweist sich eben als erklärter Feind der offenen Gesellschaft. Er will Synthese, Totalität, will Globalisierung der öko-sozialistischen Moral der Bescheidenheit für alle. Das gebeutelte Volk fährt nicht nur auf Brot und Spiele ab, sondern in der Not besonders auf die gewaltige Offenbarung neuer Moral. Darum rechnen selbst Revolutionäre mit Demo-Kratie. Dass sich die Hure Moral verbraucht, und was dann geschieht, darüber verlieren sie vor der Revolution meist keine Gedanken. Zur Entschuldigung sei vermutet, dass sie sich in diesem Sumpf der menschlichen Psyche auch nicht besonders auskennen.

Sarkars Buch kann deshalb eine aufschlussreiche Lektüre sowohl für Gegner wie Befürworter der neoliberalen Globalisierungszwänge sein, weil Sarkars Synthese der neueren Nachhaltigkeitsanalysen und der altbekannten sozialistischen Kapitalismuskritik uns schonungslos die Augen öffnet, dass es keinen öko-kapitalistischen Mittelweg gibt zwischen (je nach Perspektive) der Freiheit/Barbarei des sogenannten Kapitalismus einerseits und dem nachhaltig guten /moralisch-totalitären Öko-Sozialismus andererseits. Einen unbedachten Augenblick lang habe ich mir vorgestellt, wie ich auf dem Papier nebeneinander rote und grüne Flächen male, rot-grün nebeneinander, durcheinander - wie gehabt; dann habe ich die rote und grüne Farbe zur Synthese ganz ineinander verlaufen und aufgehen lassen und wieder hingeschaut; mit einem gewissen Frösteln im Nacken erschien mir auf dieser Farbsynthese plötzlich wahnhaft die Inschrift: »Arbeit macht frei«. Wie komme ich nur darauf?

antonio cho

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